Globaler Jahresbericht und Prognose

Erholung der Geschäftsreisebranche verzögert sich

Nach Angaben des GBTA Business Travel Index’ 2022 verzögere sich die Erholung der globalen Geschäftsreisebranche um 18 Monate. Grund seien verschiedene Faktoren: Inflation, Energiepreise, Herausforderungen in der Lieferkette, Arbeitskräftemangel und regionale Entwicklungen.

Koffer-Reise-Travel-Business(Bild: Pexels)

Die globale Geschäftsreisebranche sei auf dem Weg zur Erholung auf ein Ausgabenniveau von 1,4 Billionen US-Dollar vor der Pandemie im Jahr 2019, doch die Erholung stoße auf Gegenwind. So wie sich die Covid-Erholung verbessert habe, sollen sich makroökonomische Bedingungen Anfang 2022 verschlechtert haben. Diese Entwicklungen würden sich auf den Zeitpunkt, den Verlauf und das Tempo der Erholung des Geschäftsreiseverkehrs sowohl global als auch regional auswirken und die Prognose für eine vollständige Erholung auf das Jahr 2026 verschieben anstatt auf 2024, wie bisher prognostiziert. Es werde erwartet, dass die weltweiten Ausgaben Mitte 2026 mit 1,47 Billionen Dollar wieder die 1,4-Billionen-Dollar-Marke erreichen. Damit würde die Erholung der Branche um schätzungsweise 18 Monate länger dauern als im letzten GBTA Business Travel Index vom November 2021 prognostiziert.

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„Um den Gegenwind zu verstehen, der sich auf eine beschleunigte Erholung des globalen Geschäftsreiseverkehrs auswirkt, muss man nur einen Blick auf die Schlagzeilen seit Anfang 2022 werfen. Die Faktoren, die sich auf viele Branchen weltweit auswirken, werden voraussichtlich auch die Erholung des globalen Geschäftsreiseverkehrs bis 2025 beeinflussen. Das prognostizierte Ergebnis ist, dass wir nahe dran sind, aber das Niveau von vor der Pandemie im Jahr 2019 nicht vor 2026 erreichen oder übertreffen werden“, so Suzanne Neufang, CEO der GBTA.

Der BTI 2022 enthält auch Erkenntnisse aus den jüngsten Umfragen der GBTA unter Führungskräften der globalen Finanzwirtschaft und Geschäftsreisenden. Darüber hinaus werden neue und transformative Faktoren im globalen Geschäftsreiseverkehr in den Bereichen Nachhaltigkeit, Dynamik der Belegschaft (einschließlich Telearbeit und gemischte Reisen oder Bleisure“) und Technologieeinsatz untersucht.

Aus dem jüngsten BTI Outlook (in US-Dollar):

Die Gesamtausgaben für globale Geschäftsreisen sollen im Jahr 2021 697 Milliarden US-Dollar erreicht haben und lagen damit 5,5% über dem Tiefststand der Pandemiezeit im Jahr 2020. Das vergangene Jahr sei für die globale Geschäftsreisebranche nach Report fast so herausfordernd wie 2020 gewesen, da sie versuchte, nach der Covid-19-Pandemie eine „Normalität“ zu finden. Von den 770 Milliarden Dollar, die 2020 verloren gingen, konnte die Branche etwa 36 Milliarden Dollar zurückgewinnen.

Die Erholung wurde durch die Omicron-Variante und den Anstieg der weltweiten Covid-Fälle Ende 2021 und Anfang 2022 kurzzeitig unterbrochen. Als die Fallzahlen zurückgingen, habe der Geschäftsreiseverkehr zugenommen. Es werde erwartet, dass die weltweiten Ausgaben für Geschäftsreisen im Jahr 2022 gegenüber 2021 um 34% auf 933 Mrd. USD steigen und damit 65% des Niveaus vor der Pandemie erreichen werden.

Die Erholung im Jahr 2022 hänge von der Verbesserung der vier Faktoren für die Erholung des globalen Geschäftsreiseverkehrs ab, die sich in den letzten sechs Monaten verbessert haben sollen: die weltweiten Impfanstrengungen, die nationale Reisepolitik, die Stimmung der Geschäftsreisenden und das Reisemanagement.

Globale Geschäftsreiseausgaben (Mrd. USD, USD)

Die wirtschaftlichen Bedingungen und die sich verändernden säkularen Trends im Jahr 2022 haben die globale Erholung verlangsamt. Daher werde der weltweite Geschäftsreiseverkehr erst im Jahr 2025 mit 1,39 Billionen USD fast wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen.

Dem BTI 2022 zufolge seien die größten Hindernisse für eine schnellere Erholung des globalen Geschäftsreiseverkehrs die anhaltende Inflation, Energiepreise, Herausforderungen in der Lieferkette und Arbeitskräftemangel, Konjunkturabschwächung und Sperrungen in China sowie regionale Auswirkungen aufgrund des Krieges in der Ukraine und neue Überlegungen zur Nachhaltigkeit.

Die unterschiedliche Erholung des globalen Geschäftsreiseverkehrs setzt sich fort

Insgesamt werde erwartet, dass die weltweiten Ausgaben für Geschäftsreisen im Jahr 2022 um 33,8% steigen, wobei jedoch Unterschiede zwischen den Geschäftsreisemärkten der Welt zu erwarten seien. Der Zeitpunkt und das Tempo des Aufschwungs würde wie bereits 2021 von Region zu Region unterschiedlich ausfallen.

  • Nordamerika habe den Aufschwung im Jahr 2021 angeführt, was vor allem auf die Rückkehr des Inlandsreiseverkehrs zurückzuführen sei. Westeuropa sei die einzige Region gewesen, in der die Ausgaben im vergangenen Jahr zurückgingen, da der Inlands- und regionale Geschäftsreisemarkt von Covid-19 beeinträchtigt wurde. Für beide Regionen werden bis 2026 Erholungen mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 23,4% (auf 363,7 Milliarden US-Dollar) bzw. 16,9% (auf 323,9 Milliarden US-Dollar) erwartet.
  • Der asiatisch-pazifische Raum soll die Branche bei der Erholung der Ausgaben im Jahr 2021 angeführt haben – insbesondere in China. Diese Entwicklung kehrte sich 2022 um, da Chinas Null-Covid-Politik zu weitreichenden Schließungen führte und andere Länder in der Region sich nur langsam öffneten. Für 2022 werde in APAC ein Anstieg der Ausgaben um 16,5% (oder 407,1 Mrd. USD) erwartet (gebremst durch China mit 5,6% oder 286,9 Mrd. USD), wobei sich die Region bis Ende 2022 auf 66% des Niveaus vor der Pandemie erhole.
  • Die Ausgaben für Geschäftsreisen in Lateinamerika seien 2021 geringfügig gewachsen, da die Impfanstrengungen langsamer anliefen. Auch wenn es in den nächsten Jahren in dieser Region zu Herausforderungen kommen könne, werde für dieses Jahr ein Wachstum der Ausgaben in Lateinamerika von 55% prognostiziert, da sich die Geschäftsreisen auf 83% der Werte vor der Pandemie erholen sollen.

Herausforderungen und Chancen

Im Juli 2022 befragte die GBTA mehr als 400 Geschäftsreisende und fast vier Dutzend Entscheidungsträger für Reisebudgets in vier Regionen weltweit. Die allgemeine Stimmung sei positiv, bestätige aber auch, dass die Sorgen um Covid gegenüber den aktuellen makroökonomischen und geopolitischen Themen in den Hintergrund treten.

  • 85% der befragten Geschäftsreisenden gaben an, dass sie unbedingt reisen müssten, um ihre Geschäftsziele zu erreichen. Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie im Jahr 2023 mehr oder sehr viel mehr für die Arbeit reisen würden als im Jahr 2022.
  • 84% der leitenden Finanzfachleute weltweit haben geäußert, dass ihre Reiseausgaben im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 etwas oder deutlich steigen würden.
  • 73% der Geschäftsreisenden und 38 von 44 leitenden Finanzfachleuten weltweit stimmen zu, dass sich Inflation/steigende Preise auf das Reisevolumen auswirken werden.
  • 69% der Geschäftsreisenden und 33 von 44 Führungskräften aus dem Finanzsektor befürchten, dass sich eine mögliche Rezession auf das Reiseaufkommen auswirken könnte.
  • 68% der Geschäftsreisenden und 36 von 44 Führungskräften aus dem Finanzsektor erwarten, dass sich Covid-Infektionsraten und -varianten auf ihre Reisen auswirken werden.

Der „GBTA Business Travel Index Outlook 2022 – Annual Global Report and Forecast“ wird von GBTA veröffentlicht und von Mastercard unterstützt. Der GBTA BTI, der auf der GBTA Convention 2022 in San Diego vorgestellt wurde, ist eine jährliche Studie über die Ausgaben und das Wachstum im Geschäftsreiseverkehr, die 73 Länder und 44 Branchen umfasst. Der aktuelle Bericht, der jetzt in seiner 14. Auflage erscheint, gibt einen Überblick über die Aussichten für den weltweiten Geschäftsreiseverkehr zwischen 2022 und 2026.

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