250.000 Arbeitsplätze in Gefahr

IFES Statement zu den Folgen der Coronakrise

In einem Statement schildert der Weltverband der Messebau-Industrie IFES – International Federation of Exhibition and Event Services die aktuelle Lage der Branche und fordert nationale und europäische Fond-Lösungen, die von einer Rückzahlung der gewährten finanziellen Zuwendungen absehen.

covid-19-coronavirus(Bild: Pixabay)

Lesen Sie hier das Statement:

COVID-19 bringt knapp 250.000 Arbeitsplätze in der Messebau-Industrie europaweit in Gefahr, denn binnen weniger Tage erleiden Messedienstleister einen Einbruch von knapp 50% des Jahresumsatzes. Dies bestätigt eine aktuelle Blitzumfrage bei den knapp 300 Mitgliedern des Weltverbandes der Messebau-Industrie IFES – International Federation of Exhibition and Event Services.

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Die aktuellen Zahlen belegen: Die COVID-19 hat sich zu einer Krise entwickelt, die der Messebau in Europa nicht mehr durch eigene Kraftanstrengungen bewältigen kann. Andererseits werden diese Unternehmen in absehbarer Zeit systemrelevant für eine schnelle Entspannung der wirtschaftlichen Situation. Sie stünden aber nicht zur Verfügung, wenn die Messebau-Unternehmen einen erdrückenden Schuldenberg vor sich herschieben müssten, dessen Zinsen Margen und Gewinne bestenfalls direkt wieder auffressen würden.

In den rund 1750 europäischen Messebau-Unternehmen herrscht für März ungewohnte Ruhe. Jetzt, wo die meisten und wichtigsten internationalen Messen in Europa stattfinden sollten, sind die Veranstaltungen ausnahmslos abgesagt, die Länder kurz vor oder bereits im Shut-down. Dass die Entwicklung der Fallzahlen der aktuellen Corona-Pandemie dies erfordern, daran besteht kein Zweifel. Dass es eine Branche derzeit besonders hart trifft ebenso wenig: Messebau-Unternehmen und deren Service-Dienstleister, darunter viele Solo-Selbständige, vollziehen den gleichen Shut-down wie die Länder, in denen sie beheimatet sind.

Das augenblickliche Ziel für diese Unternehmen: Den Messeherbst erreichen. Denn Messen folgen einem Zyklus, die meisten finden im Frühjahr statt, dann gibt es eine Sommerpause von Ende Juni bis Anfang September. Im Messeherbst zwischen September und Dezember finden dann die übrigen 40% der Veranstaltungen statt. Hinter vorgehaltener Hand bestätigen viele Veranstalter inzwischen, dass sie keine Veranstaltungen mehr vor der Sommerpause 2020 erwarten.

Sprich, Messebau-Unternehmen, denen Ende Februar die Grundlage ihrer Existenz durch die Absage aller Veranstaltungen entzogen worden ist, müssen jetzt einen sechsmonatigen Umsatzausfall überbrücken. Bestenfalls erhalten diese Unternehmen noch ein paar Euro für die direkten Kosten, die durch die Vorbereitung eines Messeauftritts für ihre Kunden entstanden sind, das war es aber auch schon.

Verschärfend kommt für die Unternehmen hinzu, sie zählen zu den Kleinen, wenn man von KMUs spricht. Mit durchschnittlich EUR 5,3 Mio. Jahresumsatz bei etwa 42 festangestellten Mitarbeitern, schultern die Unternehmen große Lasten, fallen aber bei der Betrachtung nach Systemrelevanz grundsätzlich durchs Raster. „Doch das ist eine grobe Fehleinschätzung: Denn insgesamt verkörpert die Industrie einen jährlichen Umsatz in Höhe von EUR 9,3 Mrd. innerhalb Europas. Und mit allen Zulieferern, wie Montage-Unternehmen, Freelancern, Technik-Dienstleistern, stehen diese EUR 9,3 Mrd. für knapp 250.000 Arbeitsplätze“, so Torsten Heinze, Vice Chair Strategy des IFES und Geschäftsführer des Deutsch-Amerikanischen Messebau-Unternehmens Czarnowski. Der Effekt, den COVID-19 bis zum 15. März bei Unternehmen hatte, ist dabei dramatisch: rund 46 % des jährlichen Umsatzes sind weggebrochen und dies meist binnen weniger Tage. Der halbe Jahresumsatz ist eine Größenordnung, die selbst das bestaufgestellteste Unternehmen nicht schultern kann.

In einigen Europäischen Staaten sind mit Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld und staatlichen Bankbürgschaften für Kredite Möglichkeiten geschaffen worden, Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Dennoch: Mit jedem Tag wächst der Schuldenberg dieser Unternehmen, so dass erste Unternehmen inzwischen die Möglichkeit der geplanten Insolvenz in Betracht ziehen lässt.

Dies gilt es mit nationalen und/oder europäischen Fonds zu verhindern, denn: Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, wenn sich der Handel wieder normalisiert, dann sind diese vielen Dienstleister systemrelevant um adäquate Präsentationen für die vielen Aussteller auf und abseits der Messegelände zu schaffen. Messen und Konferenzen werden dann zum Katalysator, für das Anziehen der Wirtschaft und sind ein wichtiger Baustein, damit aus der Corona-Krise keine langfristige Rezession wird. „Und Messen ohne Messebau, das gibt es nicht“, weiß IFES Geschäftsführerin Uta Goretzky.

Bereits am 02. März 2020 schickte IFES  im Namen der Mitglieder eine Petition an die Europäische Kommission, Madame Ursula von der Leyen,  mit dem Antrag auf einen europäischen Hilfsfonds für alle in Europe ansässigen Unternehmen der Branche, um die Zeit bis zur Normalisierung der Situation zu überbrücken.

Als Internationaler Dachverband fordern wir als IFES daher nationale und europäische Fond-Lösungen, die von einer Rückzahlung der gewährten finanziellen Zuwendungen absehen. Um dem Argument des Missbrauchs an dieser Stelle gleich entgegen zu treten, sind wir als internationaler Verband, aber auch die vielen nationalen Verbände mit ihrer branchenspezifischen Expertise, gerne bereit öffentliche Stellen zu unterstützen.

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