Forschungsprojekt AL-Pro

Kunstbasiertes Krisentraining in der Meisterausbildung

Krisenmanangement(Bild: Joerg Parsick-Mathieu)
(Bild: Inszenio)

Im Forschungsprojekt AL-Pro entwickeln EURAKA und DEAplus gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern neue kunstbasierte Trainingsmethoden für die Ausbildung von Veranstaltungsmeistern

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Seit Jahresbeginn untersucht das Forschungsprojekt AL-Pro der Beuth Hochschule für Technik Berlin und der HTW Berlin , welche Kompetenzen bei der Planung und Leitung von Veranstaltungen im besonderen Maße gefordert werden. Mitten in der Corona-Krise ist schnell deutlich geworden, dass die Veranstaltungsbranche die Auswirkungen der Pandemie nicht nur als erste zu spüren bekommen hat, sondern auch mit besonderer Heftigkeit davon betroffen ist. Seit März diesen Jahres gibt es praktisch keine Veranstaltungen mehr. Wie lange das so bleiben wird, ist unbekannt.

Mit den ersten Forschungsergebnissen wird aber schon jetzt sichtbar: Führungskräfte in der Veranstaltungsbranche sind auch im besonderem Maße dazu befähigt, Krisen zu bewältigen. „In den Experteninterviews wird deutlich“, so Thomas Sakschewski, Professor für Veranstaltungsmanagement an der Beuth Hochschule und Projektleiter des Forschungsprojekts, „wie wichtig Soft Skills wie Stressresilienz, Konfliktfähigkeit oder Flexibilität, aber auch digitale Kompetenzen und Kreativität für das erfolgreiche Durchführen von Projekten sind.“ Da solche Fähigkeiten aber in der traditionellen Lehre kaum vermittelt werden (können), arbeitet das Forschungsprojekt zusammen mit Künstler*innen an kunstbasierten Trainingsmethoden wie Bewegen im Raum, Darstellen und Rollenspielen, um zu zeigen, wie in Krisen erforderliche Kompetenzen nachhaltig vermittelt werden können.

Mit den Kooperationspartnern EURAKA aus Baden-Baden und DEAplus aus Hannover konnte AL-Pro die wichtigsten Bildungsträger in der Veranstaltungsbranche für dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt gewinnen. Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Institutionen überbrückt im Spiel mit kunstbasierten Methoden künstliche Grenzen zwischen Meisterausbildung und Ingenieursstudium. Aber auch Grenzen zwischen den beiden Bildungsträgern konnten bereits überwunden werden. Erstmalig arbeiten DEAplus und EURAKA im Rahmen des Forschungsprojekts gemeinsam Lehrformate aus. Das Projekt ist zu einer Herzensangelegenheit jenseits wirtschaftlicher Eigeninteressen geworden, um Kunst, Wissenschaft und Bildung zusammenzuführen. Dadurch wird erstmalig auch quantitativ wissenschaftlich untersucht, inwieweit kunstbasierte Trainingsmethoden bei der Vermittlung von Soft Skills für Führungskräften in der Veranstaltungsbranche wirksam sind.

Seit Oktober 2019 ist die neue Veranstaltungstechnikmeister-Fortbildungsprüfungsverordnung (VTMFPrV) in Kraft, womit nun nicht mehr allein Fachwissen in den Prüfungen nachgefragt wird, sondern auch Lösungswege bewertet werden. Dies zeigt deutlich, dass auch bei der Meisterausbildung soziale und kommunikative Lernziele eine zunehmende Rolle spielen. Ein solches Lernziel ist zum Beispiel die Fähigkeit, Arbeiten koordinieren zu können, also zunächst die effiziente Planung reibungsloser Arbeitseinsätze unterschiedlicher Gewerke, und später die Koordination der eingesetzten Ressourcen unter Berücksichtigung von Arbeitsschutz und Gesundheit der Beschäftigten sowie die Personalführung von Mitarbeitenden und Subunternehmern. Ein weiteres Lernziel ist Kommunikation. Hier geht es um interne Kommunikation, das Treffen von Absprachen, effektive Planung und Durchführung von Meetings, Berichtswesen und Dokumentation sowie die Aufbereitung und Weitergabe von relevanten Informationen an unterschiedliche Akteure wie Veranstaltungsleitung, Projektleitungen oder auch Dienstleister und indirekt Beteiligte wie Stakeholder, Genehmigungsbehörden, Polizei oder Feuerwehr.

Krisenmanangement(Bild: Joerg Parsick-Mathieu)

Diese neuen Lernziele stellen Akademien und Weiterbildungsinstitute wie die DEAplus oder die EURAKA vor ganz neue Herausforderungen, denn den Umgang mit einer Krise erlernt man nicht mit einer Power Point Präsentation. Aber wie können die jetzt nach Lehrplan erforderlichen Soft Skills besser, wirksamer, nachhaltiger vermittelt werden? Das ist die Frage.

In den letzten Monaten wurde basierend auf den Soft Skill Lernzielen ein Trainingsmodul entwickelt, dass diese Vermittlungsaufgabe lösen könnte. Die erfahrene Regisseurin und Trainerin Dr. Claudia Borowny entwickelt kunstbasierte Module, die in der Fortbildung von Meistern und Meisterinnen der Veranstaltungstechnik eingesetzt werden.

Die ersten Trainings sollten bereits im Januar 2021 bei der DEAplus in Hannover stattfinden. Doch da es momentan höchst unwahrscheinlich scheint, dass im Januar wieder Präsenzveranstaltungen dieser Art möglich sein werden, wird es im April in Baden-Baden bei der EURAKA und noch im selben Monat auch bei der DEAplus losgehen.

Denn in einem sind sich alle Beteiligten einig: Kunstbasierte Training verlangt die gemeinsame Anwesenheit im physischen Raum – mit gebührenden Abstand, aber mit vollständiger Präsenz. Körperhaltung, Mimik und Gestik sind im Gespräch extrem wichtig – in der Krise genauso wie bei der normalen Organisation von Veranstaltungen – in der Diskussion mit den Gewerken oder in Verhandlung mit Polizei, Ordnungsamt oder Baubehörde. Im April wird dann live getestet, in wieweit kunstbasierte Lernmethoden zur Vermittlung von Soft Skills geeignet sind.

Im Rahmen von AL-Pro wird in enger Zusammenarbeit mit den Praxispartnern AMBION, AUMA, compactteam, DEAplus, EurAka Baden-Baden und der GPM Gesellschaft für Projektmanagement ein fundiertes Kompetenzmodell entwickelt, das auf konkreten Verhaltenserwartungen an Projektmanager*innen basiert. Wenn sich die Annahme bestä tigt, dass ein kunstbasiertes Training von Soft Skills eine Alternative zu klassischen Weiterbildungsangeboten für Projektmanagerinnen und Projektmanager ist, wird AL-Pro Berufsverbänden und anderen Anbietern ein erprobtes Methodenset liefern. Ein erfolgreicher Einsatz wird Bemühungen legitimieren, Arts-based Learning stärker in der Aus- und Weiterbildung zu verankern – auch über das Projektmanagement hinaus.

Das Projekt wird durch das Institut für angewandte Forschung Berlin (IFAF) gefördert.

http://www.al-pro.org/

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