Aufruf zum Dialog

Neue Meta-Studie zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Eventbranche

Die Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft (IGVW) hat gemeinsam mit dem FAMAB und weiteren Verbänden der Eventbranche eine Meta-Studie zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Veranstaltungsbranche erarbeitet. Dafür wurden mehr als 20 nationale und internationale Studien und Fachartikel analysiert und die Ergebnisse komprimiert dargestellt.

Achtung(Bild: Pixabay)

Das sind die zentralen Erkenntnisse zur Bedeutung der Veranstaltungsbranche:

  • Die Veranstaltungsbranche generiert 130 Mrd. Euro Kern- und Peripherieumsatz. Damit ist sie der sechstgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands.
  • In der Veranstaltungsbranche arbeiten nahezu 1 Mio. Menschen. Das macht sie zu einem der größten Arbeitgeber Deutschlands.
  • Veranstaltungen in Deutschland haben jährlich 424 Mio. Besucher aus dem In- und Ausland. Das macht die Veranstaltungsbranche zum größten Treiber für Gastronomie, Hotellerie und Reisedienstleistungen. Ohne funktionierende Veranstaltungswirtschaft ist in diesen Branchen mit erheblichen Umsatzausfällen zu rechnen.
  • Veranstaltungen und Live-Kommunikation sind ein herausragend wichtiger Bestandteil der Unternehmenskommunikation. Sie sind gerade für den Mittelstand einer der wichtigsten Absatzkanäle und in Zeiten der Krise Katalysator für den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung. Das weitverzweigte Ökosystem „Veranstaltungen“ sorgt durch seine hohe Umfeldrentabilität auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene für positive Effekte und erhebliche Steuereinnahmen für Bund und Länder. Allein die Umsatzsteuereinnahmen betragen jährlich circa 20 Mrd. Euro.
  • Die sich bereits klar abzeichnende Insolvenzwelle in der Veranstaltungsbranche wird erheblich negative Effekte auf die gesamte Wirtschaft Deutschlands haben.

Dazu Jörn Huber, Vorstandsvorsitzender FAMAB e.V.: „Ich danke den AutorInnen dieser Studie. Eine solch fundierte Betrachtung zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Veranstaltungsbranche war längst überfällig. Die Ergebnisse beeindrucken selbst langjährige Experten. Besonders die großen Wechselwirkungen und Abhängigkeiten von Gastronomie, Hotellerie und Reisedienstleistungen, machen eine deutlich umfangreichere Stützung der Veranstaltungsbranche unumgänglich.

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Umso ärgerlicher ist vor diesem Hintergrund die nach wie vor beharrliche Weigerung der politischen Entscheidungsträger, sich einem Dialog mit uns zu stellen. Es ist mir völlig unverständlich, wie man als Regierende dieses Landes sehenden Auges 1 Mio. Arbeitsplätze einer gesunden, wachsenden, zukunftsweisenden und weltweit führenden Branche opfern kann.

Und während unserer Branche – trotz aufwändiger Corona-Regeln – in den Abgrund getrieben wird, finden auf der anderen Seite spontane und vollkommen unregulierte Demos mit 15.000 Menschen statt. Das ist eine schallende Ohrfeige für jeden der 1 Mio. Menschen, die in unserer Branche ihren Lebensunterhalt verdienen.

Dabei wäre die Rettung der Veranstaltungswirtschaft sehr einfach möglich:

Um die Branche zu retten, wird 1. Mrd. Euro bis Ende des Jahres benötigt. Zugleich werden damit 20 Mrd. Euro Umsatzsteuer pro Jahr gerettet. Allein die Kernbranchenunternehmen machen einen Jahresumsatz von 8,25 Mrd. Euro. Die Betriebe benötigen monatlich 2 Prozent ihres Jahresumsatzes als Entschädigung, also 160 Mio. Euro pro Monat Überbrückungsmittel für die nächsten sechs Monate. Die bisher von der Regierung angedachten 50.000 Euro pro Monat für nur drei Monate reichen nur, um ein Zehntel der Unternehmen zu retten. 60 Prozent aller Betriebe jedoch drohen, in diesem Sommer unterzugehen. Wenn diese Unternehmen, Veranstalter, Agenturen und Ausstatter ohne eigenes Verschulden wegen des Lock Down sterben, werden Buchmessen, Leitmessen, Festivals, Festspiele, Klimakonferenzen, Wirtschaftsgipfel und viele weitere Veranstaltungen unwiederbringlich verloren sein.

Wir fordern die Regierenden dieses Landes nochmals und mit allem gebotenen Nachdruck dazu auf, endlich zuzuhören, und in einen Dialog mit einer der Kernbranchen dieses Landes einzutreten. Und vor allem endlich zu handeln, bevor es komplett zu spät ist!“

>> Lesen Sie hier die gesamte Studie.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Der Boom der vergangenen Jahre hat viele Rentalcompanies ermutigt, in neue PA und Lichttechnik zu investieren. Meist, wegen dünner Kapitaldecke der Firmen, per Leasing. Das ging viele Monate lang gut, bis zum Lockdown. Von einem Tag zum anderen Stillstand und kein Geld in der Kasse, weder für das Personal, noch für Materialleasing, Fahrzeugleasing oder die Miete. Einige Lieferanten von Licht- und Tontechnik haben noch großzügig die Leasingraten gestreckt oder für 3 bis 6 Monate ausgesetzt, Andere haben das Material zurückgenommen und eingelagert. Aber nun droht vielen Firmen das AUS. Und um das finanzielle Desaster dieser Firmen zu lindern, müssen sie z.T. recht neues Material per Notverkauf “an den Mann bringen” . Nur, wer oder wo sind die Käufer, wenn der Markt praktisch tot ist? Was passiert mit der teilweise recht neuen Ware aus neuester Produktion? Die wurde schon mit einem Preisnachlaß von bis zu 35% eingekauft, nun muß sie, um schnell verkäuflich zu sein, mit 50% oder noch mehr Rabatt vom aktuellen Listenpreis der Hersteller/Vertriebe auf den Markt geworfen werden. Wer zuerst die Notbremse zieht und sein Material anbietet, wird wohl noch zu angemessenen Preisen verkaufen können. Wer zu spät reagiert, wird wohl mehr als 50% nachlassen müssen, denn die wenigen Kaufinteressenten können abwarten und auf das beste Angebot warten. Das ist die eine Seite. Nun haben die Hersteller ein Problem: viel und relativ neues Material aus aktueller Serie wird mit hohem Nachlaß auf dem Markt angeboten, da bleibt die Neuware erst einmal beim Hersteller im Lager – oder wird erst gar nicht gebaut. Was können die Hersteller tun? Die Ware selbst zurückkaufen und als Demo/Leasingrückläufer anbieten? Auch hier die Frage: an wen? Wenn der Markt so gut wie tot ist und die wenigen Kaufwilligen die Wahl zwischen dem Direktkauf beim “notleidenden Kollegen” oder der dann doch etwas teureren Variante beim Versteller/Vertrieb haben?
    In der Folge sehe ich hier nicht nur Rental-Companies vom Markt gehen, sondern auch den einen oder anderen Hersteller, der bisher mit knapper Marge, aber gutem Image in seinem Marktsegment unterwegs war. Auch die Zulieferanten in Spanien, USA, Italien, Taiwan, UK und China werden unter dieser Situation leiden, aber für die gibt es keine Chance auf einen Rettungsschirm aus Deutschland. Und so wird nicht nur der Dienstleistungsbereich ausgedünnt, sondern auch die Hersteller der notwendigen Hardware.

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