Offener Brief des FAMA Fachverband Messen und Ausstellungen e.V.

Perspektivlosigkeit im Messeland Nummer 1

In einem offenen Brief hat sich der FAMA – Fachverband Messen und Ausstellungen e.V. an die jeweiligen Landesregierungen gewendet. Man wolle auf die Perspektivlosigkeit im Messeland Nummer 1 aufmerksam machen und auf die langfristigen Vorläufe in der Branche hinweisen.

Dead End Sackgasse Perspektivlos(Bild: Pexels)

Im Brief heißt es:

Das deutsche Messewesen liegt am Boden und mit ihm der wichtigste Konjunkturmotor der exportabhängigen deutschen Wirtschaft: Die ersten Einschränkungen der Pandemie betrafen Messen in Form eines überaus schmerzhaften Berufsverbots und bis heute – nach fast einem Jahr – gibt es für unsere Branche noch immer keinerlei Öffnungsperspektive. Der Lockdown droht damit, zum Totengräber der deutschen Messelandschaft zu werden, während internationale, mit Deutschland im Wettbewerb stehende, Messeplätze den Neustart bereits erfolgreich vollzogen oder bereits dezidierte Pläne ausgearbeitet haben.

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In „normalen“ Jahren trägt die Durchführung von Messen rund 28 Mrd. Euro zur gesamten deutschen Wirtschaftsleistung bei, davon sind 2020 nur 6 Mrd. Euro übriggeblieben. An der Organisation von Messen hängen in Deutschland über 231.000 Arbeitsplätze. Deutschland war und ist weltweit (noch) das Messeland Nr. 1. Die Wirtschafts- und Innovationskraft Deutschlands hängt maßgeblich von dieser Stellung ab, die wir ohne rasche Öffnungsperspektive zu verlieren drohen. Damit Deutschland auch zukünftig wieder der wichtigste Platz für Geschäftsanbahnungen ist und nicht dauerhaft abgehängt wird, braucht es jetzt klare Rahmenbedingungen, wann und wie Messen wieder stattfinden können.

Das Messewesen ist Konjunkturmotor und ein wichtiges Instrument, um ein schnelles Wiederanlaufen der deutschen Wirtschaft zu ermöglichen und um branchenübergreifend Arbeitsplätze zu sichern. Ein zeitnaher Messe-Re-Start ist unerlässlich. Die Messebranche arbeitet mit langen Vorlaufzeiten, teilweise von ein bis zwei Jahren pro Veranstaltung. Um den Messebetrieb spätestens im Herbst wieder sinnvoll aufnehmen zu können, brauchen Veranstalter, Aussteller, Dienstleister und Besucher jetzt schnellstens ein klares Votum und den Willen der Politik.

Wir fordern, dass Messen aufgrund ihrer hohen wirtschaftlichen, strukturpolitischen und standortfördernden Bedeutung sowie der hochprofessionellen Rahmenbedingungen in Sachen Schutz- und Hygienekonzept als eigenständiges Veranstaltungsformat eingeordnet werden. Lückenlose Kontaktnachverfolgung und ein flexibles Frequenzmanagement sind auf Messen unter optimalen Hygienebedingungen gewährleistet. Andere Branchen, wie Fluggesellschaften und der Profisport haben bereits gezeigt, dass ein Re-Start auch in der aktuellen Zeit funktioniert.

Die grundsätzliche Öffnungsstrategie für Messen muss inzidenzunabhängig sein. Hygienekonzepte und Stufenpläne zur Öffnung des Messewesens sind von den jeweiligen Akteuren in Zusammenarbeit mit den politischen Gremien bereits erarbeitet und werden laufend adaptiert. Jetzt ist die Politik am Zuge, diese erprobten Konzepte freizugeben. Es ist für die Wirtschaft existenziell, dass wir jetzt, gemeinsam mit der Politik, Ziele setzen, an diesen transparent und konsequent arbeiten und Messen wieder ermöglichen.

Auch weitere Branchen, die vom Wirtschaftsfaktor Messe existenziell abhängen, benötigen diese Perspektive: Hotellerie und Gastronomie, Logistikunternehmen, Messebauer, IT-Dienstleister, Marktforscher, Cateringbetriebe, Taxiunternehmen, regionaler Handel und Handwerk sowie die ausstellende Wirtschaft generieren ihre Umsätze in direkter Abhängigkeit von Messen am Messeplatz Deutschland. Für die stark geschwächte Gastronomie und Hotellerie sind Messen verlässliche Umsatzbringer und damit eine echte Rettungsperspektive.

Jetzt ist Klarheit wichtig: Gerade für unsere Aussteller. Dazu zählen sowohl große international tätige Unternehmen als auch nationale und regionale Händler, Handwerker, Dienstleister und Industrieunternehmen, die Messen benötigen, um wirtschaftlich neu durchzustarten und die Auswirkungen der Pandemie aus eigener Kraft wieder wettmachen zu können. Der BDI hat kürzlich die Bedeutung des Messewesens für die Gesamtwirtschaft ebenfalls herausgestellt. Nach den Messeabsagen im vergangenen Herbst ist der Vertrauensverlust, gerade auf Seiten der Aussteller, immens. Es braucht eine staatlich gestützte Ausfallversicherung für Aussteller und Veranstalter um den Re-Start zu ermöglichen und abzusichern – Österreich macht es vor.

Es kommt nicht auf den Veranstalter an, sondern auf die Veranstaltung. Die Veranstaltungen bringen die Umweg-Rentabilität an den jeweiligen Standort, nicht der Veranstalter. Wir fordern deshalb eine Gleichstellung von privaten Messeveranstaltern mit solchen, die in der Hand der Kommune bzw. des Bundelandes liegen. Bisher haben die privaten Messeveranstalter ohne eigenes Gelände keine spezifischen staatlichen Hilfen erhalten und auch keine Perspektive in diese Richtung aufgezeigt bekommen.

Die Messewirtschaft hat die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung von Beginn an und bis zum heutigen Tag vollumfänglich mitgetragen. Wir haben zusammen mit den Gesundheitsbehörden vor Ort belastbare Schutz- und Hygienekonzepte erarbeitet und deren Wirksamkeit im vergangenen Sommer verantwortungsvoll und eindrücklich unter Beweis gestellt. Jetzt erwarten wir die lösungsorientierte Gesprächsbereitschaft der Politik, um das Messewesen mit seinen vielfältigen regional- und wirtschaftsfördernden Impulsen für Deutschland zu retten!

Der FAMA versammelt mit rund 50 Mitgliedern einen wesentlichen Teil der deutschen Messewirtschaft, dazu zählen kleine und mittlere Messestandorte, private Veranstalter sowie ausgewählte Dienstleister. Die FAMA-Mitglieder führten bis 2020 jährlich rund 200 Messen, Ausstellungen und Kongresse durch, auf denen sich 40.000 Aussteller auf über 1 Million Quadratmetern Standfläche den mehr als 4 Millionen Besuchern präsentierten. Damit sind die FAMA-Mitglieder für ein Fünftel der Gesamteffekte der deutschen Messewirtschaft verantwortlich. Der FAMA ist Mitglied des AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft. Die FAMA-Mitglieder sind ebenfalls in den Gremien des AUMA tätig.

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